Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Hiob 14

6So tu dich von ihm, dass er Ruhe habe, bis dass seine Zeit komme, deren er wie ein Tagelöhner wartet. (Hiob 7,1-2)

7Ein Baum hat Hoffnung, wenn er schon abgehauen ist, dass er sich wieder erneue, und seine Schößlinge hören nicht auf. 8Ob seine Wurzel in der Erde veraltet und sein Stamm in dem Staub erstirbt, 9so grünt er doch wieder vom Geruch des Wassers und wächst daher, als wäre er erst gepflanzt. 10Aber der Mensch stirbt und ist dahin; er verscheidet, und wo ist er? 11Wie ein Wasser ausläuft aus dem See, und wie ein Strom versiegt und vertrocknet, 12so ist ein Mensch, wenn er sich legt, und wird nicht aufstehen und wird nicht aufwachen, solange der Himmel bleibt, noch von seinem Schlaf erweckt werden. (Hiob 7,10; Hiob 19,25)

13Ach, dass du mich in der Hölle verdecktest und verbärgest, bis dein Zorn sich lege, und setztest mir ein Ziel, dass du an mich dächtest. (Jes. 26,20; Ps. 27,5; Ps. 31,21) 14Wird ein toter Mensch wieder leben? Alle Tage meines Streites wollte ich harren, bis dass meine Veränderung komme! (Hiob 7,1) 15Du würdest rufen und ich dir antworten; es würde dich verlangen nach dem Werk deiner Hände. 16Jetzt aber zählst du meine Gänge. Hast du nicht Acht auf meine Sünden? 17Du hast meine Übertretung in einem Bündlein versiegelt und meine Missetat zusammengefasst. (Hos. 13,12)

18Zerfällt doch ein Berg und vergeht, und ein Fels wird von seinem Ort versetzt; 19Wasser wäscht Steine weg, und seine Fluten flößen die Erde weg: aber des Menschen Hoffnung ist verloren; (Röm. 5,5) 20denn du stößest ihn gar um, dass er dahinfährt, veränderst sein Wesen und lässest ihn fahren. 21Sind seine Kinder in Ehren, das weiß er nicht; oder ob sie gering sind, des wird er nicht gewahr. 22Nur sein eigen Fleisch macht ihm Schmerzen, und seine Seele ist ihm voll Leides.

Hiob 15

Des Elifas zweite Rede.

1Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

2Soll ein weiser Mann so aufgeblasene Worte reden und seinen Bauch so blähen mit leeren Reden? 3Du verantwortest dich mit Worten, die nicht taugen, und dein Reden ist nichts nütze. 4Du hast die Furcht fahren lassen und redest verächtlich vor Gott. 5Denn deine Missetat lehrt deinen Mund also, und hast erwählt eine listige Zunge. 6Dein Mund verdammt dich, und nicht ich; deine Lippen zeugen wider dich.

7Bist du der erste Mensch geboren? bist du vor allen Hügeln empfangen? 8Hast du Gottes heimlichen Rat gehört und die Weisheit an dich gerissen? (Hiob 11,7; Röm. 11,33) 9Was weißt du, das wir nicht wissen? was verstehst du, das nicht bei uns sei? (Hiob 13,2) 10Es sind Graue und Alte unter uns, die länger gelebt haben denn dein Vater.

11Sollten Gottes Tröstungen so gering vor dir gelten und ein Wort, in Lindigkeit zu dir gesprochen? 12Was nimmt dein Herz vor? was siehst du so stolz? 13Was setzt sich dein Mut wider Gott, dass du solche Reden aus deinem Munde lässest? 14Was ist ein Mensch, dass er sollte rein sein, und dass der sollte gerecht sein, der vom Weibe geboren ist? (Hiob 14,4) 15Siehe, unter seinen Heiligen ist keiner ohne Tadel, und die Himmel sind nicht rein vor ihm. (Hiob 4,18-19) 16Wie viel weniger ein Mensch, der ein Gräuel und schnöde ist, der Unrecht säuft wie Wasser.

17Ich will dir's zeigen, höre mir zu; und ich will dir erzählen, was ich gesehen habe, 18was die Weisen gesagt haben und ihren Vätern nicht verhohlen gewesen ist, 19welchen allein das Land gegeben war, dass kein Fremder durch sie gehen durfte:

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 14, 6 bis Hiob 15, 19

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740