Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Hiob 15

20„Der Gottlose bebt sein Leben lang, und dem Tyrannen ist die Zahl seiner Jahre verborgen. (1.Mose 4,14) 21Was er hört, das schreckt ihn; und wenn's gleich Friede ist, fürchtet er sich, der Verderber komme, 22glaubt nicht, dass er möge dem Unglück entrinnen, und versieht sich immer des Schwerts. 23Er zieht hin und her nach Brot, und es dünkt ihn immer, die Zeit seines Unglücks sei vorhanden. 24Angst und Not schrecken ihn und schlagen ihn nieder wie ein König mit einem Heer. 25Denn er hat seine Hand wider Gott gestreckt, und wider den Allmächtigen sich gesträubt. 26Er läuft mit dem Kopf an ihn und ficht halsstarrig wider ihn. 27Er brüstet sich wie ein fetter Wanst und macht sich feist und dick. (Ps. 73,7; Ps. 73,18-20) 28Er wohnt in verstörten Städten, in Häusern, da man nicht bleiben darf, die auf einem Haufen liegen sollen. (Jos. 6,26)

29Er wird nicht reich bleiben, und sein Gut wird nicht bestehen, und sein Glück wird sich nicht ausbreiten im Lande. 30Unfall wird nicht von ihm lassen. Die Flamme wird seine Zweige verdorren, und er wird ihn durch den Odem seines Mundes wegnehmen. 31Er wird nicht bestehen, denn er ist in seinem eitlen Dünkel betrogen; und eitel wird sein Lohn werden. 32Er wird ein Ende nehmen vor der Zeit; und sein Zweig wird nicht grünen. 33Er wird abgerissen werden wie eine unzeitige Traube vom Weinstock, und wie ein Ölbaum seine Blüte abwirft. 34Denn der Heuchler Versammlung wird einsam bleiben; und das Feuer wird fressen die Hütten derer, die Geschenke nehmen. 35Sie gehen schwanger mit Unglück und gebären Mühsal, und ihr Schoß bringt Trug.“ (Ps. 7,15; Jes. 59,4)

Hiob 16

Hiobs zweite Antwort an Elifas.

1Hiob antwortete und sprach:

2Ich habe solches oft gehört. Ihr seid allzumal leidige Tröster! 3Wollen die leeren Worte kein Ende haben? Oder was macht dich so frech, also zu reden? 4Ich könnte auch wohl reden wie ihr. Wäre eure Seele an meiner Seele Statt, so wollte ich auch Worte wider euch zusammenbringen und mein Haupt also über euch schütteln. (Ps. 22,8) 5Ich wollte euch stärken mit dem Munde und mit meinen Lippen trösten. 6Aber wenn ich schon rede, so schont mein der Schmerz nicht; lasse ich's anstehen, so geht er nicht von mir.

7Nun aber macht er mich müde und verstört alles, was ich bin. 8Er hat mich runzlig gemacht, das zeugt wider mich; und mein Elend steht wider mich auf und verklagt mich ins Angesicht. 9Sein Grimm zerreißt, und der mir gram ist, beißt die Zähne über mich zusammen; mein Widersacher funkelt mit seinen Augen auf mich. (Ps. 35,16; Ps. 112,10) 10Sie haben ihren Mund aufgesperrt wider mich und haben mich schmählich auf meine Backen geschlagen; sie haben ihren Mut miteinander an mir gekühlt. (Ps. 22,8) 11Gott hat mich übergeben dem Ungerechten und hat mich in der Gottlosen Hände lassen kommen. 12Ich war in Frieden, aber er hat mich zunichte gemacht; er hat mich beim Hals genommen und zerstoßen und hat mich ihm zum Ziel aufgerichtet. (Klagel. 3,12) 13Er hat mich umgeben mit seinen Schützen; er hat meine Nieren gespalten und nicht verschont; er hat meine Galle auf die Erde geschüttet. 14Er hat mir eine Wunde über die andere gemacht; er ist an mich gelaufen wie ein Gewaltiger. 15Ich habe einen Sack um meine Haut genäht und habe mein Horn in den Staub gelegt. (1.Mose 37,34) 16Mein Antlitz ist geschwollen von Weinen, und meine Augenlider sind verdunkelt, 17wiewohl kein Frevel in meiner Hand ist und mein Gebet ist rein.

18Ach Erde, bedecke mein Blut nicht! und mein Geschrei finde keine Ruhestätte! (1.Mose 4,10)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 15, 20 bis Hiob 16, 18

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740