Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Hiob 12

20Er entzieht die Sprache den Bewährten und nimmt weg den Verstand der Alten. 21Er schüttet Verachtung auf die Fürsten und macht den Gürtel der Gewaltigen los. 22Er öffnet die finsteren Gründe und bringt heraus das Dunkel an das Licht. 23Er macht etliche zum großen Volk und bringt sie wieder um. Er breitet ein Volk aus und treibt es wieder weg. 24Er nimmt weg den Mut der Obersten des Volks im Lande und macht sie irre auf einem Unwege, da kein Weg ist, 25dass sie in der Finsternis tappen ohne Licht; und macht sie irre wie die Trunkenen. (Hiob 5,14)

Hiob 13

Fortsetzung: Hiob warnt die Freunde vor der Gerechtigkeit Gottes und beginnt seine Rede an Gott.

1Siehe, das alles hat mein Auge gesehen und mein Ohr gehört, und ich habe es verstanden. 2Was ihr wisst, das weiß ich auch; und bin nicht geringer denn ihr. (Hiob 12,14) 3Doch wollte ich gern zu dem Allmächtigen reden und wollte gern mit Gott rechten. 4Aber ihr deutet's fälschlich und seid alle unnütze Ärzte. 5Wollte Gott, ihr schwieget, so wäret ihr weise. (Spr. 17,28)

6Höret doch meine Verantwortung und merket auf die Sache, davon ich rede! 7Wollt ihr Gott verteidigen mit Unrecht und für ihn List brauchen? 8Wollt ihr seine Person ansehen? Wollt ihr Gott vertreten? 9Wird's euch auch wohl gehen, wenn er euch richten wird? Meinet ihr, dass ihr ihn täuschen werdet, wie man einen Menschen täuscht? 10Er wird euch strafen, wo ihr heimlich Person ansehet. 11Wird er euch nicht erschrecken, wenn er sich wird hervortun, und wird seine Furcht nicht über euch fallen? 12Eure Denksprüche sind Aschensprüche eure Bollwerke werden wie Lehmhaufen sein. 13Schweiget mir, dass ich rede, es komme über mich, was da will.

14Was soll ich mein Fleisch mit meinen Zähnen davontragen und meine Seele in meine Hände legen? 15Siehe, er wird mich doch erwürgen, und ich habe nichts zu hoffen; doch will ich meine Wege vor ihm verantworten. 16Er wird ja mein Heil sein; denn es kommt kein Heuchler vor ihn.

17Höret meine Rede, und meine Auslegung gehe ein zu euren Ohren. 18Siehe, ich bin zum Rechtsstreit gerüstet; ich weiß, dass ich recht behalten werde. 19Wer ist, der mit mir rechten könnte? Denn dann wollte ich schweigen und verscheiden. 20Zweierlei tue mir nur nicht, so will ich mich vor dir nicht verbergen: 21lass deine Hand fern von mir sein, und dein Schrecken erschrecke mich nicht! (Hiob 9,34) 22Dann rufe, ich will dir antworten; oder ich will reden, antworte du mir!

23Wie viel ist meiner Missetaten und Sünden? Lass mich wissen meine Übertretung und Sünde. 24Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind? (Hiob 19,11) 25Willst du wider ein fliegend Blatt so ernst sein und einen dürren Halm verfolgen? 26Denn du schreibst mir Betrübnis an und willst über mich bringen die Sünden meiner Jugend. (Ps. 25,7) 27Du hast meinen Fuß in den Stock gelegt und hast Acht auf alle meine Pfade und siehest auf die Fußtapfen meiner Füße, 28der ich doch wie Moder vergehe und wie ein Kleid, das die Motten fressen.

Hiob 14

Schluss: Hiob klagt über die Nichtigkeit des Menschen und sucht vergeblich eine tröstliche Hoffnung.

1Der Mensch, vom Weibe geboren, lebt kurze Zeit und ist voll Unruhe, 2geht auf wie eine Blume und fällt ab, flieht wie ein Schatten und bleibt nicht. (Ps. 90,5) 3Und du tust deine Augen über einen solchen auf, dass du mich vor dir ins Gericht ziehest. 4Kann wohl ein Reiner kommen von den Unreinen? Auch nicht einer. (Ps. 14,3) 5Er hat seine bestimmte Zeit, die Zahl seiner Monden steht bei dir; du hast ein Ziel gesetzt, das wird er nicht überschreiten. (Ps. 31,16; Ps. 39,5)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 12, 20 bis Hiob 14, 5

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740