Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Hiob 32

4Denn Elihu hatte geharrt, bis dass sie mit Hiob geredet hatten, weil sie älter waren als er. 5Darum, da er sah, dass keine Antwort war im Munde der drei Männer, ward er zornig. 6Und so antwortete Elihu, der Sohn Baracheels von Bus, und sprach: Ich bin jung, ihr aber seid alt; darum habe ich mich gescheut und gefürchtet, mein Wissen euch kundzutun. 7Ich dachte: Lass das Alter reden, und die Menge der Jahre lass Weisheit beweisen. (Hiob 12,12) 8Aber der Geist ist in den Leuten und der Odem des Allmächtigen, der sie verständig macht. 9Die Großen sind nicht die Weisesten, und die Alten verstehen nicht das Recht. 10Darum will ich auch reden; höre mir zu. Ich will mein Wissen auch kundtun.

11Siehe, ich habe geharrt auf das, was ihr geredet habt; ich habe aufgemerkt auf eure Einsicht, bis ihr träfet die rechte Rede, 12und habe achtgehabt auf euch. Aber siehe, da ist keiner unter euch, der Hiob zurechtweise oder seiner Rede antworte. 13Saget nur nicht: „Wir haben Weisheit getroffen; Gott muss ihn schlagen, kein Mensch.“ 14Gegen mich hat er seine Worte nicht gerichtet, und mit euren Reden will ich ihm nicht antworten.

15Ach! sie sind verzagt, können nicht mehr antworten; sie können nicht mehr reden. 16Weil ich denn geharrt habe, und sie konnten nicht reden (denn sie stehen still und antworten nicht mehr), 17will ich auch mein Teil antworten und will mein Wissen kundtun. 18Denn ich bin der Reden so voll, dass mich der Odem in meinem Inneren ängstet. 19Siehe, mein Inneres ist wie der Most, der zugestopft ist, der die neuen Schläuche zerreißt. 20Ich muss reden, dass ich mir Luft mache; ich muss meine Lippen auftun und antworten. 21Ich will niemands Person ansehen und will keinem Menschen schmeicheln. 22Denn ich weiß nicht zu schmeicheln; leicht würde mich sonst mein Schöpfer dahinraffen.

Hiob 33

Fortsetzung: Elihu tadelt Hiob wegen seiner Selbstrechtfertigungen. Gottes Züchtigung dient zum Heil der Seele.

1Höre doch, Hiob, meine Rede und merke auf alle meine Worte! 2Siehe, ich tue meinen Mund auf, und meine Zunge redet in meinem Munde. 3Mein Herz soll recht reden, und meine Lippen sollen den reinen Verstand sagen. 4Der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben. 5Kannst du, so antworte mir; rüste dich gegen mich und stelle dich. 6Siehe, ich bin Gottes ebensowohl als du, und aus Lehm bin ich auch gemacht. (Hiob 10,9) 7Siehe, du darfst vor mir nicht erschrecken, und meine Hand soll dir nicht zu schwer sein.

8Du hast geredet vor meinen Ohren; die Stimme deiner Reden musste ich hören: 9„Ich bin rein, ohne Missetat, unschuldig und habe keine Sünde; (Hiob 16,17; Hiob 27,6; Hiob 31,1-31) 10siehe, er hat eine Sache wider mich gefunden, er achtet mich für seinen Feind; (Hiob 13,24; Hiob 19,11) 11er hat meinen Fuß in den Stock gelegt und hat Acht auf alle meine Wege.“ 12Siehe, darin hast du nicht recht, muss ich dir antworten; denn Gott ist mehr als ein Mensch. 13Warum willst du mit ihm zanken, dass er dir nicht Rechenschaft gibt alles seines Tuns?

14Denn in einer Weise redet Gott und wieder in einer anderen, nur achtet man's nicht. 15Im Traum, im Nachtgesicht, wenn der Schlaf auf die Leute fällt, wenn sie schlafen auf dem Bette, 16da öffnet er das Ohr der Leute und schreckt sie und züchtigt sie, (Hiob 36,10; Ps. 16,7) 17dass er den Menschen von seinem Vornehmen wende und behüte ihn vor Hoffart (Ps. 119,67; Ps. 119,71) 18und verschone seine Seele vor dem Verderben und sein Leben, dass es nicht ins Schwert falle. 19Auch straft er ihn mit Schmerzen auf seinem Bette und alle seine Gebeine heftig 20und richtet ihm sein Leben so zu, dass ihm vor der Speise ekelt, und seine Seele, dass sie nicht Lust zu essen hat. 21Sein Fleisch verschwindet, dass man's nimmer sehen kann; und seine Gebeine werden zerschlagen, dass man sie nicht gern ansieht, 22dass seine Seele naht zum Verderben und sein Leben zu den Toten.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 32, 4 bis Hiob 33, 22

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570