Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Hiob 38

29Aus wes Leib ist das Eis gegangen, und wer hat den Reif unter dem Himmel gezeugt, (Ps. 147,16) 30dass das Wasser verborgen wird wie unter Steinen und die Tiefe oben gefriert?

31Kannst du die Bande der Sieben Sterne zusammenbinden oder das Band des Orion auflösen? (Hiob 9,9) 32Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit oder den Bären am Himmel samt seinen Jungen heraufführen? 33Weißt du des Himmels Ordnungen, oder bestimmst du seine Herrschaft über die Erde?

34Kannst du deine Stimme zu der Wolke erheben, dass dich die Menge des Wassers bedecke? 35Kannst du die Blitze auslassen, dass sie hinfahren und sprechen zu dir: Hier sind wir? 36Wer gibt die Weisheit in das Verborgene? Wer gibt verständige Gedanken? 37Wer ist so weise, der die Wolken zählen könnte? Wer kann die Wasserschläuche am Himmel ausschütten, (1.Mose 7,11) 38wenn der Staub begossen wird, dass er zuhauf läuft und die Schollen aneinander kleben?

39Kannst du der Löwin ihren Raub zu jagen geben und die jungen Löwen sättigen, 40wenn sie sich legen in ihre Stätten und ruhen in der Höhle, da sie lauern? (Hiob 37,8) 41Wer bereitet den Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und fliegen irre, weil sie nicht zu essen haben? (Ps. 147,9)

Hiob 39

Fortsetzung: Die Wunder der Tierwelt bezeugen Gottes Weisheit.

1Weißt du die Zeit, wann die Gemsen auf den Felsen gebären? oder hast du gemerkt, wann die Hinden schwanger gehen? 2Hast du gezählt ihre Monden, wann sie voll werden? oder weißt du die Zeit, wann sie gebären? 3Sie beugen sich, lassen aus ihre Jungen und werden los ihre Wehen. 4Ihre Jungen werden feist und groß im Freien und gehen aus und kommen nicht wieder zu ihnen.

5Wer hat den Wildesel so frei lassen gehen, wer hat die Bande des Flüchtigen gelöst, 6dem ich die Einöde zum Hause gegeben habe und die Wüste zur Wohnung? 7Er verlacht das Getümmel der Stadt; das Pochen des Treibers hört er nicht. 8Er schaut nach den Bergen, da seine Weide ist, und sucht, wo es grün ist.

9Meinst du, das Einhorn werde dir dienen und werde bleiben an deiner Krippe? 10Kannst du ihm dein Seil anknüpfen, die Furchen zu machen, dass es hinter dir brache in Tälern? 11Magst du dich auf das Tier verlassen, dass es so stark ist, und wirst es dir lassen arbeiten? 12Magst du ihm trauen, dass es deinen Samen dir wiederbringe und in deine Scheune sammle?

13Der Fittich des Straußes hebt sich fröhlich. Dem frommen Storch gleicht er an Flügeln und Federn. 14Doch lässt er seine Eier auf der Erde und lässt sie die heiße Erde ausbrüten. 15Er vergisst, dass sie möchten zertreten werden und ein wildes Tier sie zerbreche. 16Er wird so hart gegen seine Jungen, als wären sie nicht sein, achtet's nicht, dass er umsonst arbeitet. 17Denn Gott hat ihm die Weisheit genommen und hat ihm keinen Verstand zugeteilt. 18Zu der Zeit, da er hoch auffährt, verlacht er beide, Ross und Mann.

19Kannst du dem Ross Kräfte geben oder seinen Hals zieren mit seiner Mähne? 20Lässt du es aufspringen wie die Heuschrecken? Schrecklich ist sein prächtiges Schnauben. 21Es stampft auf den Boden und ist freudig mit Kraft und zieht aus, den Geharnischten entgegen. 22Es spottet der Furcht und erschrickt nicht und flieht vor dem Schwert nicht, 23wenngleich über ihm klingt der Köcher und glänzen beide, Spieß und Lanze. 24Es zittert und tobt und scharrt in die Erde und lässt sich nicht halten bei der Drommete Hall. 25So oft die Drommete klingt, spricht es: Hui! und wittert den Streit von ferne, das Schreien der Fürsten und Jauchzen.

26Fliegt der Habicht durch deinen Verstand und breitet seine Flügel gegen Mittag? 27Fliegt der Adler auf deinen Befehl so hoch, dass er sein Nest in der Höhe macht? 28In den Felsen wohnt er und bleibt auf den Zacken der Felsen und auf Berghöhen. 29Von dannen schaut er nach der Speise, und seine Augen sehen ferne. 30Seine Jungen saufen Blut, und wo Erschlagene liegen, da ist er. (Hab. 1,8; Matth. 24,28)

Hiob 40

Hiobs erste Antwort an den HErrn.

1Und der HErr antwortete Hiob und sprach: 2Will mit dem Allmächtigen rechten der Haderer? Wer Gott tadelt, soll's der nicht verantworten? (Jes. 45,9)

3Hiob aber antwortete dem HErrn und sprach: 4Siehe, ich bin zu leichtfertig gewesen; was soll ich antworten? Ich will meine Hand auf meinen Mund legen. 5Ich habe einmal geredet, und will nicht antworten; zum andernmal will ich's nicht mehr tun.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 38, 29 bis Hiob 40, 5

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570