Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Hiob 24

10Den Nackten lassen sie ohne Kleider gehen, und den Hungrigen nehmen sie die Garben. (Jes. 58,7) 11Sie zwingen sie, Öl zu machen auf ihrer Mühle und ihre Kelter zu treten, und lassen sie doch Durst leiden. (Jak. 5,4) 12Sie machen die Leute in der Stadt seufzend und die Seele der Erschlagenen schreiend, und Gott stürzt sie nicht.

13Jene sind abtrünnig geworden vom Licht und kennen seinen Weg nicht und kehren nicht wieder zu seiner Straße. 14Wenn der Tag anbricht, steht auf der Mörder und erwürgt den Armen und Dürftigen; und des Nachts ist er wie ein Dieb. 15Das Auge des Ehebrechers hat Acht auf das Dunkel, und er spricht: „Mich sieht kein Auge“, und verdeckt sein Antlitz. 16Im Finstern bricht man in die Häuser ein; des Tages verbergen sie sich miteinander und scheuen das Licht. 17Denn wie wenn der Morgen käme, ist ihnen allen die Finsternis; denn sie sind bekannt mit den Schrecken der Finsternis.

18„Er fährt leicht wie auf einem Wasser dahin; seine Habe wird gering im Lande, und er baut seinen Weinberg nicht. (1.Mose 49,4) 19Der Tod nimmt weg, die da sündigen, wie die Hitze und Dürre das Schneewasser verzehrt. 20Der Mutterschoß vergisst sein; die Würmer haben ihre Lust an ihm. Sein wird nicht mehr gedacht; er wird zerbrochen wie ein fauler Baum, 21er, der beleidigt hat die Einsame, die nicht gebiert, und hat der Witwe kein Gutes getan.“

22Aber Gott erhält die Mächtigen durch seine Kraft, dass sie wieder aufstehen, wenn sie am Leben verzweifelten. 23Er gibt ihnen, dass sie sicher seien und eine Stütze haben; und seine Augen sind über ihren Wegen. 24Sie sind hoch erhöht, und über ein kleines sind sie nicht mehr; sinken sie hin, so werden sie weggerafft wie alle anderen, und wie das Haupt an den Ähren werden sie abgeschnitten. 25Ist's nicht also? Wohlan, wer will mich Lügen strafen und bewähren, dass meine Rede nichts sei?

Hiob 25

Bildads letzte Rede.

1Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

2Ist nicht Herrschaft und Schrecken bei ihm, der Frieden macht unter seinen Höchsten? 3Wer will seine Kriegsscharen zählen? und über wen geht nicht auf sein Licht? 4Und wie kann ein Mensch gerecht vor Gott sein? und wie kann rein sein eines Weibes Kind? (Hiob 9,2) 5Siehe, auch der Mond scheint nicht helle, und die Sterne sind nicht rein vor seinen Augen: (Hiob 15,15) 6wie viel weniger ein Mensch, die Made, und ein Menschenkind, der Wurm! (Hiob 4,19-20)

Hiob 26

Hiobs dritte Antwort an Bildad.

1Hiob antwortete und sprach:

2Wie stehest du dem bei, der keine Kraft hat, hilfst dem, der keine Stärke in den Armen hat! 3Wie gibst du Rat dem, der keine Weisheit hat, und tust kund Verstandes die Fülle! 4Zu wem redest du? und wes Odem geht von dir aus?

5Die Toten ängsten sich tief unter den Wassern und denen, die darin wohnen. 6Das Grab ist aufgedeckt vor ihm, und der Abgrund hat keine Decke. (Spr. 15,11) 7Er breitet aus die Mitternacht über das Leere und hängt die Erde an nichts. 8Er fasst das Wasser zusammen in seine Wolken, und die Wolken zerreißen darunter nicht. (Ps. 104,3) 9Er verhüllt seinen Stuhl und breitet seine Wolken davor. 10Er hat um das Wasser ein Ziel gesetzt, bis wo Licht und Finsternis sich scheiden. (Hiob 38,10-11; Spr. 8,27-29) 11Die Säulen des Himmels zittern und entsetzen sich vor seinem Schelten. 12Von seiner Kraft wird das Meer plötzlich ungestüm, und durch seinen Verstand zerschmettert er Rahab. 13Am Himmel wird's schön durch seinen Wind, und seine Hand durchbohrt die flüchtige Schlange. (Jes. 27,1)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 24, 10 bis Hiob 26, 13

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570