Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Hiob 12

5und ist ein verachtet Lichtlein vor den Gedanken der Stolzen, stehet aber, dass sie sich daran ärgern. 6Der Verstörer Hütten haben die Fülle, und Ruhe haben, die wider Gott toben, die ihren Gott in der Faust führen.

7Frage doch das Vieh, das wird dich's lehren, und die Vögel unter dem Himmel, die werden dir's sagen; 8oder rede mit der Erde, die wird dich's lehren, und die Fische im Meer werden dir's erzählen. 9Wer erkennte nicht an dem allem, dass des HErrn Hand solches gemacht hat? 10dass in seiner Hand ist die Seele alles dessen, was da lebt, und der Geist des Fleisches aller Menschen? (4.Mose 16,22) 11Prüft nicht das Ohr die Rede? und der Mund schmeckt die Speise? 12Ja, „bei den Großvätern ist die Weisheit, und der Verstand bei den Alten“. (Hiob 8,8)

13Bei ihm ist Weisheit und Gewalt, Rat und Verstand. 14Siehe, wenn er zerbricht, so hilft kein Bauen; wenn er jemand einschließt, kann niemand aufmachen. 15Siehe, wenn er das Wasser verschließt, so wird alles dürr; und wenn er's auslässt, so kehrt es das Land um. (1.Kön. 17,1; 1.Kön. 17,7; 1.Mose 7,19-23) 16Er ist stark und führt es aus. Sein ist, der da irrt und der da verführt. 17Er führt die Klugen wie einen Raub und macht die Richter toll. 18Er löst auf der Könige Zwang und bindet mit einem Gurt ihre Lenden. 19Er führt die Priester wie einen Raub und bringt zu Fall die Festen. 20Er entzieht die Sprache den Bewährten und nimmt weg den Verstand der Alten. 21Er schüttet Verachtung auf die Fürsten und macht den Gürtel der Gewaltigen los. 22Er öffnet die finsteren Gründe und bringt heraus das Dunkel an das Licht. 23Er macht etliche zum großen Volk und bringt sie wieder um. Er breitet ein Volk aus und treibt es wieder weg. 24Er nimmt weg den Mut der Obersten des Volks im Lande und macht sie irre auf einem Unwege, da kein Weg ist, 25dass sie in der Finsternis tappen ohne Licht; und macht sie irre wie die Trunkenen. (Hiob 5,14)

Hiob 13

Fortsetzung: Hiob warnt die Freunde vor der Gerechtigkeit Gottes und beginnt seine Rede an Gott.

1Siehe, das alles hat mein Auge gesehen und mein Ohr gehört, und ich habe es verstanden. 2Was ihr wisst, das weiß ich auch; und bin nicht geringer denn ihr. (Hiob 12,14) 3Doch wollte ich gern zu dem Allmächtigen reden und wollte gern mit Gott rechten. 4Aber ihr deutet's fälschlich und seid alle unnütze Ärzte. 5Wollte Gott, ihr schwieget, so wäret ihr weise. (Spr. 17,28)

6Höret doch meine Verantwortung und merket auf die Sache, davon ich rede! 7Wollt ihr Gott verteidigen mit Unrecht und für ihn List brauchen? 8Wollt ihr seine Person ansehen? Wollt ihr Gott vertreten? 9Wird's euch auch wohl gehen, wenn er euch richten wird? Meinet ihr, dass ihr ihn täuschen werdet, wie man einen Menschen täuscht? 10Er wird euch strafen, wo ihr heimlich Person ansehet. 11Wird er euch nicht erschrecken, wenn er sich wird hervortun, und wird seine Furcht nicht über euch fallen? 12Eure Denksprüche sind Aschensprüche eure Bollwerke werden wie Lehmhaufen sein. 13Schweiget mir, dass ich rede, es komme über mich, was da will.

14Was soll ich mein Fleisch mit meinen Zähnen davontragen und meine Seele in meine Hände legen? 15Siehe, er wird mich doch erwürgen, und ich habe nichts zu hoffen; doch will ich meine Wege vor ihm verantworten. 16Er wird ja mein Heil sein; denn es kommt kein Heuchler vor ihn.

17Höret meine Rede, und meine Auslegung gehe ein zu euren Ohren. 18Siehe, ich bin zum Rechtsstreit gerüstet; ich weiß, dass ich recht behalten werde. 19Wer ist, der mit mir rechten könnte? Denn dann wollte ich schweigen und verscheiden. 20Zweierlei tue mir nur nicht, so will ich mich vor dir nicht verbergen: 21lass deine Hand fern von mir sein, und dein Schrecken erschrecke mich nicht! (Hiob 9,34) 22Dann rufe, ich will dir antworten; oder ich will reden, antworte du mir!

23Wie viel ist meiner Missetaten und Sünden? Lass mich wissen meine Übertretung und Sünde. 24Warum verbirgst du dein Antlitz und hältst mich für deinen Feind? (Hiob 19,11) 25Willst du wider ein fliegend Blatt so ernst sein und einen dürren Halm verfolgen?

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 12, 5 bis Hiob 13, 25

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570