Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Prediger 6

7Alle Arbeit des Menschen ist für seinen Mund; aber doch wird die Seele nicht davon satt. 8Denn was hat ein Weiser mehr als ein Narr? Was hilft's den Armen, dass er weiß zu wandeln vor den Lebendigen? 9Es ist besser, das gegenwärtige Gut gebrauchen, denn nach anderem gedenken. Das ist auch Eitelkeit und Haschen nach Wind.

Der Mensch hat keine Macht über sein Leben.

10Was da ist, des Name ist zuvor genannt, und es ist bestimmt, was ein Mensch sein wird; und er kann nicht hadern mit dem, der ihm zu mächtig ist. 11Denn es ist des eitlen Dings zuviel; was hat ein Mensch davon? 12Denn wer weiß, was dem Menschen nütze ist im Leben, solange er lebt in seiner Eitelkeit, welches dahinfährt wie ein Schatten? Oder wer will dem Menschen sagen, was nach ihm kommen wird unter der Sonne? (1.Chron. 29,15; Ps. 90,5)

Prediger 7

Von der wahren Weisheit.

1Ein guter Ruf ist besser denn gute Salbe, und der Tag des Todes denn der Tag der Geburt. (Spr. 22,1) 2Es ist besser, in das Klagehaus gehen, denn in das Trinkhaus; in jenem ist das Ende aller Menschen, und der Lebendige nimmt's zu Herzen. 3Es ist Trauern besser als Lachen; denn durch Trauern wird das Herz gebessert. 4Das Herz der Weisen ist im Klagehause, und das Herz der Narren im Hause der Freude.

5Es ist besser, hören das Schelten des Weisen, denn hören den Gesang der Narren. 6Denn das Lachen der Narren ist wie das Krachen der Dornen unter den Töpfen; und das ist auch eitel.

7Ein Widerspenstiger macht einen Weisen unwillig und verderbt ein mildtätiges Herz. 8Das Ende eines Dinges ist besser denn sein Anfang. Ein geduldiger Geist ist besser denn ein hoher Geist. 9Sei nicht schnelles Gemüts, zu zürnen; denn Zorn ruht im Herzen eines Narren. (Jak. 1,19) 10Sprich nicht: Was ist's, dass die vorigen Tage besser waren als diese? denn du fragst solches nicht weislich.

11Weisheit ist gut mit einem Erbgut und hilft, dass sich einer der Sonne freuen kann. 12Denn wie Weisheit beschirmt, so beschirmt Geld auch; aber die Weisheit gibt das Leben dem, der sie hat. (Spr. 3,2)

13Siehe an die Werke Gottes; denn wer kann das schlicht machen, was er krümmt? 14Am guten Tage sei guter Dinge, und den bösen Tag nimm auch für gut; denn diesen schafft Gott neben jenem, dass der Mensch nicht wissen soll, was künftig ist.

15Allerlei habe ich gesehen in den Tagen meiner Eitelkeit. Da ist ein Gerechter, und geht unter in seiner Gerechtigkeit; und ist ein Gottloser, der lange lebt in seiner Bosheit. (Pred. 8,14; Ps. 73,12-13) 16Sei nicht allzu gerecht und nicht allzu weise, dass du dich nicht verderbest. 17Sei nicht allzu gottlos und narre nicht, dass du nicht sterbest zur Unzeit. 18Es ist gut, dass du dies fassest und jenes auch nicht aus deiner Hand lässest; denn wer Gott fürchtet, der entgeht dem allem.

19Die Weisheit stärkt den Weisen mehr denn zehn Gewaltige, die in der Stadt sind. 20Denn es ist kein Mensch so gerecht auf Erden, dass er Gutes tue und nicht sündige. (Ps. 14,3) 21Gib auch nicht Acht auf alles, was man sagt, dass du nicht hören müssest deinen Knecht dir fluchen. 22Denn dein Herz weiß, dass du anderen auch oftmals geflucht hast. 23Solches alles habe ich versucht mit Weisheit. Ich gedachte, ich will weise sein; sie blieb aber ferne von mir. 24Alles, was da ist, das ist ferne und ist sehr tief; wer will's finden?

25Ich kehrte mein Herz, zu erfahren und erforschen und zu suchen Weisheit und Kunst, zu erfahren der Gottlosen Torheit und Irrtum der Tollen, 26und fand, dass bitterer sei denn der Tod ein solches Weib, dessen Herz Netz und Strick ist und deren Hände Bande sind. Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen; aber der Sünder wird durch sie gefangen. (Spr. 2,16-22)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Prediger 6, 7 bis Prediger 7, 26

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740