Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Sprüche 29

18Wo keine Weissagung ist, wird das Volk wild und wüst; wohl aber dem, der das Gesetz handhabt!

19Ein Knecht lässt sich mit Worten nicht züchtigen; denn ob er's gleich versteht, nimmt er sich's doch nicht an.

20Siehst du einen, der schnell ist, zu reden, da ist am Narren mehr Hoffnung denn an ihm. (Pred. 5,1-2; Jak. 1,19)

21Wenn ein Knecht von Jugend auf zärtlich gehalten wird, so will er darnach ein Junker sein.

22Ein zorniger Mann richtet Hader an, und ein Grimmiger tut viel Sünde. (Spr. 15,18; Spr. 26,21)

23Die Hoffart des Menschen wird ihn stürzen; aber der Demütige wird Ehre empfangen. (Matth. 23,12; 1.Petr. 5,5)

24Wer mit Dieben teilhat, den Fluch aussprechen hört, und sagt's nicht an, der hasst sein Leben. (3.Mose 5,1)

25Vor Menschen sich scheuen bringt zu Fall; wer sich aber auf den HErrn verlässt, wird beschützt.

26Viele suchen das Angesicht eines Fürsten; aber eines jeglichen Gericht kommt vom HErrn.

27Ein ungerechter Mann ist dem Gerechten ein Gräuel; und wer rechtes Weges ist, der ist des Gottlosen Gräuel.

Sprüche 30

Die Sprüche Agurs.

1Dies sind die Worte Agurs, des Sohnes Jakes. Lehre und Rede des Mannes: „Ich habe mich gemüht, o Gott; ich habe mich gemüht, o Gott, und ablassen müssen. 2Denn ich bin der allernärrischste, und Menschenverstand ist nicht bei mir; 3ich habe Weisheit nicht gelernt, dass ich den Heiligen erkennete. 4Wer fährt hinauf gen Himmel und herab? Wer fasst den Wind in seine Hände? Wer bindet die Wasser in ein Kleid? Wer hat alle Enden der Welt gestellt? Wie heißt er? Und wie heißt sein Sohn? Weißt du das?“ (Hiob 38,1)

5Alle Worte Gottes sind durchläutert; er ist ein Schild denen, die auf ihn trauen. (Ps. 12,7; Ps. 18,31) 6Tue nichts zu seinen Worten, dass er dich nicht strafe und werdest lügenhaft erfunden. (5.Mose 4,2)

7Zweierlei bitte ich von dir; das wollest du mir nicht weigern, ehe denn ich sterbe: 8Abgötterei und Lüge lass ferne von mir sein; Armut und Reichtum gib mir nicht, lass mich aber mein beschieden Teil Speise dahinnehmen. (1.Tim. 6,6-8; Matth. 6,11) 9Ich möchte sonst, wo ich zu satt würde, verleugnen und sagen: Wer ist der HErr? Oder wo ich zu arm würde, möchte ich stehlen und mich an dem Namen meines Gottes vergreifen.

10Verleumde den Knecht nicht bei seinem Herrn, dass er dir nicht fluche und du die Schuld tragen müssest.

11Es ist eine Art, die ihrem Vater flucht und ihre Mutter nicht segnet; 12eine Art, die sich rein dünkt, und ist doch von ihrem Kot nicht gewaschen; (Spr. 20,9) 13eine Art, die ihre Augen hoch trägt und ihre Augenlider emporhält; (Spr. 21,4) 14eine Art, die Schwerter für Zähne hat und Messer für Backenzähne und verzehrt die Elenden im Lande und die Armen unter den Leuten.

15Blutegel hat zwei Töchter: Bring her, bring her! Drei Dinge sind nicht zu sättigen, und das vierte spricht nicht: Es ist genug: 16die Hölle, der Frauen verschlossene Mutter, die Erde wird nicht Wassers satt, und das Feuer spricht nicht: Es ist genug.

17Ein Auge, das den Vater verspottet, und verachtet der Mutter zu gehorchen, das müssen die Raben am Bach aushacken und die jungen Adler fressen. (Spr. 20,20)

18Drei sind mir zu wunderbar, und das vierte verstehe ich nicht: (Spr. 6,16) 19des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf einem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und eines Mannes Weg an einer Jungfrau.

20Also ist auch der Weg der Ehebrecherin; die verschlingt und wischt ihr Maul und spricht: Ich habe kein Böses getan.

21Ein Land wird durch dreierlei unruhig, und das vierte kann es nicht ertragen: 22ein Knecht, wenn er König wird; ein Narr, wenn er zu satt ist; (Pred. 10,6) 23eine Verschmähte, wenn sie geehelicht wird; und eine Magd, wenn sie ihrer Frau Erbin wird.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Sprüche 29, 18 bis Sprüche 30, 23

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740