Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Sprüche 27

4Zorn ist ein wütig Ding, und Grimm ist ungestüm; aber wer kann vor dem Neid bestehen?

5Offene Strafe ist besser denn heimliche Liebe.

6Die Schläge des Liebhabers meinen's recht gut; aber die Küsse des Hassers sind gar zu reichlich. (Ps. 141,5)

7Eine satte Seele zertritt wohl Honigseim; aber einer hungrigen Seele ist alles Bittere süß.

8Wie ein Vogel, der aus seinem Nest weicht, also ist, wer von seiner Stätte weicht.

9Das Herz freut sich an Salbe und Räuchwerk; aber ein Freund ist lieblich um Rats willen der Seele.

10Deinen Freund und deines Vaters Freund verlass nicht, und gehe nicht ins Haus deines Bruders, wenn dir's übel geht; denn dein Nachbar in der Nähe ist besser als ein Bruder in der Ferne. (Spr. 14,20)

11Sei weise, mein Sohn, so freut sich mein Herz, so will ich antworten dem, der mich schmäht.

12Ein Kluger sieht das Unglück und verbirgt sich; aber die Unverständigen gehen hindurch und leiden Schaden. (Spr. 21,29; Spr. 22,3)

13Nimm dem sein Kleid, der für einen anderen Bürge wird, und pfände ihn um der Fremden willen. (Spr. 20,16)

14Wenn einer seinen Nächsten des Morgens früh mit lauter Stimme segnet, das wird ihm für einen Fluch gerechnet.

15Ein zänkisches Weib und stetiges Triefen, wenn's sehr regnet, werden wohl miteinander verglichen. (Spr. 19,13; Spr. 25,24) 16Wer sie aufhält, der hält den Wind und will das Öl mit der Hand fassen.

17Ein Messer wetzt das andere und ein Mann den anderen.

18Wer seinen Feigenbaum bewahrt, der isst Früchte davon; und wer seinen Herrn bewahrt, wird geehrt.

19Wie das Spiegelbild im Wasser ist gegenüber dem Angesicht, also ist eines Menschen Herz gegenüber dem anderen.

20Hölle und Abgrund werden nimmer voll, und der Menschen Augen sind auch unersättlich. (Spr. 30,15-16; Pred. 1,8)

21Ein Mann wird durch den Mund des, der ihn lobt, bewährt wie Silber im Tiegel und das Gold im Ofen.

22Wenn du den Narren im Mörser zerstießest mit dem Stämpfel wie Grütze, so ließe doch seine Narrheit nicht von ihm.

23Auf deine Schafe habe Acht und nimm dich deiner Herden an. 24Denn Gut währt nicht ewiglich, und die Krone währt nicht für und für. (1.Tim. 6,7) 25Das Heu ist weggeführt, und wiederum ist Gras da und wird Kraut auf den Bergen gesammelt. 26Die Lämmer kleiden dich, und die Böcke geben dir das Geld, einen Acker zu kaufen. 27Du hast Ziegenmilch genug zu deiner Speise, zur Speise deines Hauses und zur Nahrung deiner Dirnen.

Sprüche 28

Segen und Unsegen.

1Der Gottlose flieht, und niemand jagt ihn; der Gerechte aber ist getrost wie ein junger Löwe.

2Um des Landes Sünde willen werden viel Änderungen der Fürstentümer; aber um der Leute willen, die verständig und vernünftig sind, bleiben sie lange.

3Ein armer Mann, der die Geringen bedrückt, ist wie ein Mehltau, der die Frucht verdirbt.

4Die das Gesetz verlassen, loben den Gottlosen; die es aber bewahren, sind unwillig auf sie. (Ps. 49,14)

5Böse Leute merken nicht aufs Recht; die aber nach dem HErrn fragen, merken auf alles.

6Es ist besser ein Armer, der in seiner Frömmigkeit geht, denn ein Reicher, der in verkehrten Wegen geht. (Spr. 19,1)

7Wer das Gesetz bewahrt, ist ein verständiges Kind; wer aber der Schlemmer Geselle ist, schändet seinen Vater.

8Wer sein Gut mehrt mit Wucher und Zins, der sammelt es für den, der sich der Armen erbarmt. (Spr. 13,22)

9Wer sein Ohr abwendet, das Gesetz zu hören, des Gebet ist ein Gräuel. (Spr. 21,27)

10Wer die Frommen verführt auf bösem Wege, der wird in seine Grube fallen; aber die Frommen werden Gutes ererben.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Sprüche 27, 4 bis Sprüche 28, 10

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740