Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Hiob 30

20Schreie ich zu dir, so antwortest du mir nicht; trete ich hervor, so achtest du nicht auf mich. (Hiob 19,7; Ps. 22,3) 21Du hast mich verwandelt in einen Grausamen und zeigst an mit der Stärke deiner Hand, dass du mir gram bist. 22Du hebst mich auf und lässest mich auf dem Winde fahren und zerschmelzest mich kräftig. 23Denn ich weiß du wirst mich dem Tod überantworten; da ist das bestimmte Haus aller Lebendigen.

24Aber wird einer nicht die Hand ausstrecken unter Trümmern und nicht schreien vor seinem Verderben? 25Ich weinte ja über den, der harte Zeit hatte; und meine Seele jammerte der Armen. 26Ich wartete des Guten, und es kommt das Böse; ich hoffte aufs Licht, und es kommt Finsternis. (Jer. 14,19) 27Meine Eingeweide sieden, und hören nicht auf; mich hat überfallen die elende Zeit. 28Ich gehe schwarz einher, und brennt mich doch die Sonne nicht; ich stehe auf in der Gemeinde und schreie. 29Ich bin ein Bruder der Schakale und ein Geselle der Strauße. 30Meine Haut über mir ist schwarz geworden, und meine Gebeine sind verdorrt vor Hitze. 31Meine Harfe ist eine Klage geworden und meine Flöte ein Weinen. (Ps. 30,12)

Hiob 31

Hiobs Reinigungseid und Appell an Gott.

1Ich habe einen Bund gemacht mit meinen Augen, dass ich nicht achtete auf eine Jungfrau. (Matth. 5,28-29) 2Was gäbe mir Gott sonst als Teil von oben und was für ein Erbe der Allmächtige in der Höhe? 3Wird nicht der Ungerechte Unglück haben und ein Übeltäter verstoßen werden? 4Sieht er nicht meine Wege und zählt alle meine Gänge? (Hiob 23,10) 5Habe ich gewandelt in Eitelkeit, oder hat mein Fuß geeilt zum Betrug? 6So wäge man mich auf rechter Waage, so wird Gott erfahren meine Unschuld.

7Ist mein Gang gewichen aus dem Wege und mein Herz meinen Augen nachgefolgt und klebt ein Flecken an meinen Händen, (Ps. 7,4-6) 8so müsse ich säen, und ein anderer esse es; und mein Geschlecht müsse ausgewurzelt werden.

9Hat sich mein Herz lassen reizen zum Weibe und habe ich an meines Nächsten Tür gelauert, 10so müsse mein Weib von einem anderen geschändet werden, und andere müssen bei ihr liegen; (5.Mose 28,30; 2.Sam. 12,11) 11denn das ist ein Frevel und eine Missetat für die Richter. 12Denn das wäre ein Feuer, das bis in den Abgrund verzehrte und all mein Einkommen auswurzelte.

13Hab ich verachtet das Recht meines Knechts oder meiner Magd, wenn sie eine Sache wider mich hatten? 14Was wollte ich tun, wenn Gott sich aufmachte, und was würde ich antworten, wenn er heimsuchte? 15Hat ihn nicht auch der gemacht, der mich in Mutterleibe machte, und hat ihn im Schoße ebensowohl bereitet? (Eph. 6,9)

16Hab ich den Dürftigen ihr Begehren versagt und die Augen der Witwe lassen verschmachten? (Hiob 29,12) 17Hab ich meinen Bissen allein gegessen, und hat nicht der Waise auch davon gegessen? 18Denn ich habe mich von Jugend auf gehalten wie ein Vater, und von meiner Mutter Leib an hab ich gerne getröstet. 19Hab ich jemand sehen umkommen, dass er kein Kleid hatte, und den Armen ohne Decke gehen lassen? (Jes. 58,7) 20Haben mich nicht gesegnet seine Lenden, da er von den Fellen meiner Lämmer erwärmt ward? 21Hab ich meine Hand an den Waisen gelegt, weil ich sah, dass ich im Tor Helfer hatte? (Hiob 29,7) 22So falle meine Schulter von der Achsel und mein Arm breche von der Röhre. 23Denn ich fürchte Gottes Strafe über mich und könnte seine Last nicht ertragen. (Hiob 32,22)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 30, 20 bis Hiob 31, 23

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740