Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740

Hiob 9

27Wenn ich gedenke: Ich will meiner Klage vergessen und meine Gebärde lassen fahren und mich erquicken, – 28so fürchte ich alle meine Schmerzen, weil ich weiß, dass du mich nicht unschuldig sein lässest. 29Ich muss ja doch ein Gottloser sein; warum mühe ich mich denn so vergeblich? 30Wenn ich mich gleich mit Schneewasser wüsche und reinigte meine Hände mit Lauge, 31so wirst du mich doch tauchen in Kot, und werden mir meine Kleider gräulich anstehen.

32Denn er ist nicht meinesgleichen, dem ich antworten könnte, dass wir vor Gericht miteinander kämen. 33Es ist zwischen uns kein Schiedsmann, der seine Hand auf uns beide lege. 34Er nehme von mir seine Rute und lasse seinen Schrecken von mir, 35dass ich möge reden und mich nicht vor ihm fürchten dürfe; denn ich weiß, dass ich kein solcher bin.

Hiob 10

Fortsetzung: Hiob klagt, dass Gott sein Geschöpf so schwer heimsuche.

1Meine Seele verdrießt mein Leben; ich will meiner Klage bei mir ihren Lauf lassen und reden in der Betrübnis meiner Seele 2und zu Gott sagen: Verdamme mich nicht! lass mich wissen, warum du mit mir haderst. 3Gefällt dir's, dass du Gewalt tust und mich verwirfst, den deine Hände gemacht haben, und bringst der Gottlosen Vornehmen zu Ehren? 4Hast du denn auch fleischliche Augen, oder siehst du, wie ein Mensch sieht? (1.Sam. 16,7) 5Oder ist deine Zeit wie eines Menschen Zeit, oder deine Jahre wie eines Mannes Jahre? 6dass du nach meiner Missetat fragest und suchest meine Sünde, 7so du doch weißt, wie ich nicht gottlos sei, so doch niemand ist, der aus deiner Hand erretten könne.

8Deine Hände haben mich bereitet und gemacht alles, was ich um und um bin; und du wolltest mich verderben? (Ps. 139,14) 9Gedenke doch, dass du mich aus Lehm gemacht hast; und wirst mich wieder zu Erde machen? (Hiob 33,6; 1.Mose 2,7; 1.Mose 3,19) 10Hast du mich nicht wie Milch hingegossen und wie Käse lassen gerinnen? 11Du hast mir Haut und Fleisch angezogen; mit Gebeinen und Adern hast du mich zusammengefügt. 12Leben und Wohltat hast du an mir getan, und dein Aufsehen bewahrt meinen Odem. 13Aber dies verbargst du in deinem Herzen – ich weiß, dass du solches im Sinn hattest –: 14wenn ich sündigte, so wolltest du es bald merken und meine Missetat nicht ungestraft lassen. 15Bin ich gottlos, dann wehe mir! bin ich gerecht, so darf ich doch mein Haupt nicht aufheben, als der ich voll Schmach bin und sehe mein Elend. 16Und wenn ich es aufrichte, so jagst du mich wie ein Löwe und handelst wiederum wunderbar an mir. (Jes. 38,13) 17Du erneuest deine Zeugen wider mich und machst deines Zorns viel auf mich; es zerplagt mich eins über das andere in Haufen.

18Warum hast du mich aus Mutterleib kommen lassen? Ach, dass ich wäre umgekommen und mich nie ein Auge gesehen hätte! (Hiob 3,3; Hiob 3,11; Jer. 20,14) 19So wäre ich, als die nie gewesen sind, von Mutterleibe zum Grabe gebracht. 20Ist denn mein Leben nicht kurz? So höre er auf und lasse ab von mir, dass ich ein wenig erquickt werde, 21ehe denn ich hingehe und komme nicht wieder, ins Land der Finsternis und des Dunkels, (Hiob 7,10) 22ins Land, da es stockfinster ist und da keine Ordnung ist, und wenn's hell wird, so ist es wie Finsternis.

Hiob 11

Zofars erste Rede.

1Da antwortete Zophar von Naema und sprach:

2Wenn einer lang geredet, muss er nicht auch hören? Muss denn ein Schwätzer immer recht haben?

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 9, 27 bis Hiob 11, 2

Biblia sacra tam Veteris quam Novi Testamenti, cum Apocryphis, secundum fontes Hebraicos et Graecos, ad optimos codices collata, praetereaque ita adornata, ut qua singulas paginas exactissime respondeant Bibliis Germanicis, Halae Saxonum impressis, quae Cansteiniana vulgo vocantur, ad confirmandam memoriam localem in his acquisitam. Adiectae sunt variantes lectiones selectae. Cum praefatione de authentici textus prae versionibus praerogativis D. Christiano Benedicti Michaelis.

Züllichau, Gottlob Benjamin Frommann für das Waisenhaus (Orphanotrophei), 1741 und 1740