Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Prediger 10

5Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, gleich einem Versehen, das vom Gewaltigen ausgeht: 6dass ein Narr sitzt in großer Würde, und die Reichen in Niedrigkeit sitzen. (Spr. 30,21-22) 7Ich sah Knechte auf Rossen, und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.

8Aber wer eine Grube macht, der wird selbst hineinfallen; und wer den Zaun zerreißt, den wird eine Schlange stechen. (Spr. 26,27) 9Wer Steine wegwälzt, der wird Mühe damit haben; und wer Holz spaltet, der wird davon verletzt werden. 10Wenn ein Eisen stumpf wird und an der Schneide ungeschliffen bleibt, muss man's mit Macht wieder schärfen; also folgt auch Weisheit dem Fleiß. 11Ein Schwätzer ist nichts Besseres denn eine Schlange, die ohne Beschwörung sticht. (Ps. 58,5-6)

12Die Worte aus dem Mund eines Weisen sind holdselig; aber des Narren Lippen verschlingen ihn selbst. 13Der Anfang seiner Worte ist Narrheit, und das Ende ist schädliche Torheit. 14Ein Narr macht viele Worte; aber der Mensch weiß nicht, was gewesen ist, und wer will ihm sagen, was nach ihm werden wird? (Pred. 5,2; Pred. 8,7) 15Die Arbeit der Narren wird ihnen sauer, weil sie nicht wissen in die Stadt zu gehen.

16Weh dir, Land, dessen König ein Kind ist und dessen Fürsten in der Frühe speisen! (Jes. 3,4) 17Wohl dir, Land, dessen König edel ist und dessen Fürsten zu rechter Zeit speisen, zur Stärke und nicht zur Lust! 18Denn durch Faulheit sinken die Balken, und durch lässige Hände wird das Haus triefend. (Spr. 19,15)

19Das macht, sie halten Mahlzeiten, um zu lachen, und der Wein muss die Lebendigen erfreuen, und das Geld muss ihnen alles zuwege bringen. (Richt. 9,13; Ps. 104,15)

20Fluche dem König nicht in deinem Herzen und fluche dem Reichen nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels führen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter. (2.Mose 22,27)

Prediger 11

Berechne nicht die Zukunft, sondern nütze den Tag!

1Lass dein Brot über das Wasser fahren, so wirst du es finden nach langer Zeit. (Spr. 19,17) 2Teile aus unter sieben und unter acht; denn du weißt nicht, was für Unglück auf Erden kommen wird.

3Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf die Erde; und wenn der Baum fällt – er falle gegen Mittag oder Mitternacht –, auf welchen Ort er fällt, da wird er liegen. 4Wer auf den Wind achtet, der sät nicht; und wer auf die Wolken sieht, der erntet nicht. 5Gleichwie du nicht weißt den Weg des Windes und wie die Gebeine in Mutterleibe bereitet werden, also kannst du auch Gottes Werk nicht wissen, das er tut überall. (Joh. 3,8; Pred. 8,17)

6Frühe säe deinen Samen und lass deine Hand des Abends nicht ab; denn du weißt nicht, ob dies oder das geraten wird; und ob beides geriete, so wäre es desto besser.

Lebensfreude.

7Es ist das Licht süß, und den Augen lieblich, die Sonne zu sehen. 8Wenn ein Mensch viele Jahre lebt, so sei er fröhlich in ihnen allen und gedenke der finsteren Tage, dass ihrer viel sein werden; denn alles, was kommt, ist eitel.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Prediger 10, 5 bis Prediger 11, 8

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570