Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Prediger 7

23Solches alles habe ich versucht mit Weisheit. Ich gedachte, ich will weise sein; sie blieb aber ferne von mir. 24Alles, was da ist, das ist ferne und ist sehr tief; wer will's finden?

25Ich kehrte mein Herz, zu erfahren und erforschen und zu suchen Weisheit und Kunst, zu erfahren der Gottlosen Torheit und Irrtum der Tollen, 26und fand, dass bitterer sei denn der Tod ein solches Weib, dessen Herz Netz und Strick ist und deren Hände Bande sind. Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen; aber der Sünder wird durch sie gefangen. (Spr. 2,16-22) 27Schau, das habe ich gefunden, spricht der Prediger, eins nach dem anderen, dass ich Erkenntnis fände. 28Und meine Seele sucht noch und hat's nicht gefunden: unter tausend habe ich einen Mann gefunden; aber ein Weib habe ich unter den allen nicht gefunden. 29Allein schaue das: ich habe gefunden, dass Gott den Menschen hat aufrichtig gemacht; aber sie suchen viele Künste. (Spr. 2,7)

Prediger 8

Das Unrecht in der Welt und das verborgene Walten Gottes.

1Wer ist wie der Weise, und wer kann die Dinge auslegen? Die Weisheit des Menschen erleuchtet sein Angesicht; aber ein freches Angesicht wird gehasst.

2Halte das Wort des Königs und den Eid Gottes. 3Eile nicht, zu gehen von seinem Angesicht, und bleibe nicht in böser Sache; denn er tut, was er will. 4In des Königs Wort ist Gewalt; und wer mag zu ihm sagen: Was machst du?

5Wer das Gebot hält, der wird nichts Böses erfahren; aber eines Weisen Herz weiß Zeit und Weise. 6Denn ein jeglich Vornehmen hat seine Zeit und Weise; denn des Unglücks des Menschen ist viel bei ihm. (Pred. 3,1) 7Denn er weiß nicht, was geschehen wird; und wer will ihm sagen, wie es werden soll? (Pred. 10,14) 8Ein Mensch hat nicht Macht über den Geist, den Geist zurückzuhalten, und hat nicht Macht über den Tag des Todes, und keiner wird losgelassen im Streit; und das gottlose Wesen errettet den Gottlosen nicht.

Gleiches Schicksal der Frommen und Gottlosen.

9Das habe ich alles gesehen, und richtete mein Herz auf alle Werke, die unter der Sonne geschehen. Ein Mensch herrscht zuzeiten über den anderen zu seinem Unglück.

10Und da sah ich Gottlose, die begraben wurden und zur Ruhe kamen; aber es wandelten hinweg von heiliger Stätte und wurden vergessen in der Stadt die, die recht getan hatten. Das ist auch eitel.

11Weil nicht alsbald geschieht ein Urteil über die bösen Werke, dadurch wird das Herz der Menschen voll, Böses zu tun. (Hiob 35,15) 12Ob ein Sünder hundertmal Böses tut und lange lebt, so weiß ich doch, dass es wohl gehen wird denen, die Gott fürchten, die sein Angesicht scheuen. (Ps. 73,17-26) 13Aber dem Gottlosen wird es nicht wohl gehen; und wie ein Schatten werden nicht lange leben, die sich vor Gott nicht fürchten.

14Es ist eine Eitelkeit, die auf Erden geschieht: es sind Gerechte, denen geht es, als hätten sie Werke der Gottlosen, – und sind Gottlose, denen geht es, als hätten sie Werke der Gerechten. Ich sprach: Das ist auch eitel. (Pred. 7,15) 15Darum lobte ich die Freude, dass der Mensch nichts Besseres hat unter der Sonne denn essen und trinken und fröhlich sein; und solches werde ihm von der Arbeit sein Leben lang, das ihm Gott gibt unter der Sonne. (Pred. 2,24)

16Ich gab mein Herz, zu wissen die Weisheit und zu schauen die Mühe, die auf Erden geschieht, dass auch einer weder Tag noch Nacht den Schlaf sieht mit seinen Augen. 17Und ich sah alle Werke Gottes, dass ein Mensch das Werk nicht finden kann, das unter der Sonne geschieht; und je mehr der Mensch arbeitet, zu suchen, je weniger er findet. Wenn er gleich spricht: „Ich bin weise und weiß es“, so kann er's doch nicht finden. (Pred. 3,11)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Prediger 7, 23 bis Prediger 8, 17

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570