Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Prediger 2

15Da dachte ich in meinem Herzen: Weil es denn mir geht wie dem Narren, warum habe ich denn nach Weisheit getrachtet? Da dachte ich in meinem Herzen, dass solches auch eitel sei. 16Denn man gedenkt des Weisen nicht immerdar, ebenso wenig wie des Narren, und die künftigen Tage vergessen alles; und wie der Narr stirbt, also auch der Weise. (Ps. 49,11)

17Darum verdross mich zu leben; denn es gefiel mir übel, was unter der Sonne geschieht, dass alles eitel ist und Haschen nach Wind. 18Und mich verdross alle meine Arbeit, die ich unter der Sonne hatte, dass ich dieselbe einem Menschen lassen müsste, der nach mir sein sollte. (Pred. 2,21; Pred. 2,26; Ps. 39,7) 19Denn wer weiß, ob er weise oder toll sein wird? Und soll doch herrschen in aller meiner Arbeit, die ich weislich getan habe unter der Sonne. Das ist auch eitel.

20Darum wandte ich mich, dass mein Herz abließe von aller Arbeit, die ich tat unter der Sonne. 21Denn es muss ein Mensch, der seine Arbeit mit Weisheit, Vernunft und Geschicklichkeit getan hat, sie einem anderen zum Erbteil lassen, der nicht daran gearbeitet hat. Das ist auch eitel und ein großes Unglück. 22Denn was kriegt der Mensch von aller seiner Arbeit und Mühe seines Herzens, die er hat unter der Sonne? 23Denn alle seine Lebtage hat er Schmerzen mit Grämen und Leid, dass auch sein Herz des Nachts nicht ruht. Das ist auch eitel.

24Ist's nun nicht besser dem Menschen, dass er esse und trinke und seine Seele guter Dinge sei in seiner Arbeit? Aber solches sah ich auch, dass es von Gottes Hand kommt. (Pred. 3,12; Pred. 3,22; Pred. 5,17; Pred. 8,15; Pred. 9,7) 25Denn wer kann fröhlich essen und sich ergötzen ohne ihn? 26Denn dem Menschen, der ihm gefällt, gibt er Weisheit, Vernunft und Freude; aber dem Sünder gibt er Mühe, dass er sammle und häufe, und es doch dem gegeben werde, der Gott gefällt. Darum ist das auch eitel und Haschen nach dem Wind. (Spr. 13,22; Spr. 28,8)

Prediger 3

Alles hat seine Zeit.

1Ein jegliches hat seine Zeit, und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde. (Pred. 8,6) 2Geboren werden und sterben, pflanzen und ausrotten, was gepflanzt ist, 3würgen und heilen, brechen und bauen, 4weinen und lachen, klagen und tanzen, 5Steine zerstreuen und Steine sammeln, herzen und ferne sein von Herzen, 6suchen und verlieren, behalten und wegwerfen, 7zerreißen und zunähen, schweigen und reden, 8lieben und hassen, Streit und Friede hat seine Zeit.

9Man arbeite, wie man will, so hat man keinen Gewinn davon.

10Ich sah die Mühe, die Gott den Menschen gegeben hat, dass sie darin geplagt werden. 11Er aber tut alles fein zu seiner Zeit und lässt ihr Herz sich ängsten, wie es gehen solle in der Welt; denn der Mensch kann doch nicht treffen das Werk, das Gott tut, weder Anfang noch Ende. (Pred. 8,17) 12Darum merkte ich, dass nichts Besseres darin ist denn fröhlich sein und sich gütlich tun in seinem Leben. (Pred. 2,24) 13Denn ein jeglicher Mensch, der da isst und trinkt und hat guten Mut in aller seiner Arbeit, das ist eine Gabe Gottes.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Prediger 2, 15 bis Prediger 3, 13

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570