Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Hiob 21

14die doch sagen zu Gott: „Hebe dich von uns, wir wollen von deinen Wegen nicht wissen! (Hiob 22,17) 15Wer ist der Allmächtige, dass wir ihm dienen sollten? oder was sind wir gebessert, so wir ihn anrufen?“ 16„Aber siehe, ihr Glück steht nicht in ihren Händen; darum soll der Gottlosen Sinn ferne von mir sein.“ (Hiob 22,18)

17Wie oft geschieht's denn, dass die Leuchte der Gottlosen verlischt und ihr Unglück über sie kommt? dass er Herzeleid über sie austeilt in seinem Zorn? (Hiob 18,5; Hiob 18,12) 18dass sie werden wie Stoppeln vor dem Winde und wie Spreu, die der Sturmwind wegführt? (Ps. 1,4) 19„Gott spart desselben Unglück auf seine Kinder“. Er vergelte es ihm selbst, dass er's innewerde. (Hiob 20,10; 2.Mose 20,5) 20Seine Augen mögen sein Verderben sehen, und vom Grimm des Allmächtigen möge er trinken. 21Denn was ist ihm gelegen an seinem Hause nach ihm, wenn die Zahl seiner Monden ihm zugeteilt ist?

22Wer will Gott lehren, der auch die Hohen richtet? (Pred. 5,7) 23Dieser stirbt frisch und gesund in allem Reichtum und voller Genüge, 24sein Melkfass ist voll Milch, und seine Gebeine werden gemästet mit Mark; 25jener aber stirbt mit betrübter Seele und hat nie mit Freuden gegessen; 26und liegen gleich miteinander in der Erde, und Würmer decken sie zu. (Hiob 3,13-19)

27Siehe, ich kenne eure Gedanken wohl und euer frevles Vornehmen wider mich. 28Denn ihr sprecht: „Wo ist das Haus des Fürsten? und wo ist die Hütte, da die Gottlosen wohnten?“ 29Habt ihr denn die Wanderer nicht befragt und nicht gemerkt ihre Zeugnisse? 30Denn der Böse wird erhalten am Tage des Verderbens, und am Tage des Grimms bleibt er. 31Wer will ihm ins Angesicht sagen, was er verdient? wer will ihm vergelten, was er tut? 32Und er wird zu Grabe geleitet und hält Wache auf seinem Hügel. 33Süß sind ihm die Schollen des Tales, und alle Menschen ziehen ihm nach; und derer, die ihm vorangegangen sind, ist keine Zahl.

34Wie tröstet ihr mich so vergeblich, und eure Antworten finden sich unrecht!

Hiob 22

Des Elifas letzte Rede.

1Da antwortete Eliphas von Theman und sprach:

2Kann denn ein Mann Gottes etwas nützen? Nur sich selber nützt ein Kluger. 3Meinst du, dem Allmächtigen liege daran, dass du gerecht seist? Was hilft's ihm, wenn deine Wege ohne Tadel sind? 4Meinst du, wegen deiner Gottesfurcht strafe er dich und gehe mit dir ins Gericht? 5Nein, deine Bosheit ist zu groß, und deiner Missetaten ist kein Ende. 6Du hast etwa deinem Bruder ein Pfand genommen ohne Ursache; du hast den Nackten die Kleider ausgezogen; (Hiob 24,9-10; 2.Mose 22,25-26; Jes. 58,7) 7du hast die Müden nicht getränkt mit Wasser und hast dem Hungrigen dein Brot versagt; (Matth. 25,42-43) 8du hast Gewalt im Lande geübt und prächtig darin gesessen; 9die Witwen hast du leer lassen gehen und die Arme der Waisen zerbrochen. (Hiob 29,12) 10Darum bist du mit Stricken umgeben, und Furcht hat dich plötzlich erschreckt. 11Solltest du denn nicht die Finsternis sehen und die Wasserflut, die dich bedeckt?

12Ist nicht Gott hoch droben im Himmel? Siehe die Sterne an droben in der Höhe! 13Und du sprichst: „Was weiß Gott? Sollte er, was im Dunkel ist, richten können? 14Die Wolken sind seine Vordecke, und er sieht nicht; er wandelt im Umkreis des Himmels.“ 15Achtest du wohl auf den Weg, darin vorzeiten die Ungerechten gegangen sind? 16die vergangen sind, ehe denn es Zeit war, und das Wasser hat ihren Grund weggewaschen; (Hiob 15,32-33; 1.Mose 7,21) 17die zu Gott sprachen: „Hebe dich von uns! was sollte der Allmächtige uns tun können?“ (Hiob 21,14) 18da er doch ihr Haus mit Gütern füllte. Aber der Gottlosen Rat sei ferne von mir. (Hiob 21,16) 19Die Gerechten werden es sehen und sich freuen, und der Unschuldige wird ihrer spotten: (Ps. 107,42) 20„Fürwahr, unser Widersacher ist verschwunden; und sein Übriggelassenes hat das Feuer verzehrt.“

21So vertrage dich nun mit ihm und habe Frieden; daraus wird dir viel Gutes kommen. 22Höre das Gesetz von seinem Munde und fasse seine Reden in dein Herz. 23Wirst du dich bekehren zu dem Allmächtigen, so wirst du aufgebaut werden. Tue nur Unrecht ferne hinweg von deiner Hütte (Hiob 8,5-7; Hiob 11,14-19)

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 21, 14 bis Hiob 22, 23

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570