Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

Hiob 7

10und kommt nicht wieder in sein Haus, und sein Ort kennt ihn nicht mehr. (Hiob 10,21; Hiob 14,10-12; Hiob 16,22; Ps. 103,16)

11Darum will auch ich meinem Munde nicht wehren; ich will reden in der Angst meines Herzens und will klagen in der Betrübnis meiner Seele. 12Bin ich denn ein Meer oder ein Meerungeheuer, dass du mich so verwahrest? 13Wenn ich gedachte: Mein Bett soll mich trösten, mein Lager soll mir meinen Jammer erleichtern, – 14so erschrecktest du mich mit Träumen und machtest mir Grauen durch Gesichte, 15dass meine Seele wünschte erstickt zu sein und meine Gebeine den Tod. 16Ich begehre nicht mehr zu leben. Lass ab von mir, denn meine Tage sind eitel. (1.Kön. 19,4)

17Was ist ein Mensch, dass du ihn groß achtest und bekümmerst dich um ihn? (Hiob 14,1-5; Ps. 8,5) 18Du suchst ihn täglich heim und versuchst ihn alle Stunden. 19Warum tust du dich nicht von mir und lässest mich nicht, bis ich nur meinen Speichel schlinge? 20Habe ich gesündigt, was tue ich dir damit, o du Menschenhüter? Warum machst du mich zum Ziel deiner Anläufe, dass ich mir selbst eine Last bin? 21Und warum vergibst du mir meine Missetat nicht und nimmst nicht weg meine Sünde? Denn nun werde ich mich in die Erde legen, und wenn du mich morgen suchst, werde ich nicht da sein.

Hiob 8

Bildads erste Rede.

1Da antwortete Bildad von Suah und sprach:

2Wie lange willst du solches reden und sollen die Reden deines Mundes so einen stolzen Mut haben? 3Meinst du, dass Gott unrecht richte oder der Allmächtige das Recht verkehre? (Hiob 34,10) 4Haben deine Söhne vor ihm gesündigt, so hat er sie verstoßen um ihrer Missetat willen. (Hiob 1,18-19) 5Wenn du aber dich beizeiten zu Gott tust und zu dem Allmächtigen flehst, 6und wenn du rein und fromm bist, so wird er aufwachen zu dir und wird wieder aufrichten deine Wohnung um deiner Gerechtigkeit willen; (Ps. 35,23) 7und was du zuerst wenig gehabt hast, wird hernach gar sehr zunehmen. (Hiob 42,10)

8Denn frage die vorigen Geschlechter und merke auf das, was ihre Väter erforscht haben; 9denn wir sind von gestern her und wissen nichts; unser Leben ist ein Schatten auf Erden. (Ps. 102,12) 10Sie werden dich's lehren und dir sagen und ihre Rede aus ihrem Herzen hervorbringen: 11„Kann auch Rohr aufwachsen, wo es nicht feucht steht? oder Schilf wachsen ohne Wasser? 12Sonst wenn's noch in der Blüte ist, ehe es abgehauen wird, verdorrt es vor allem Gras. 13So geht es allen denen, die Gottes vergessen; und die Hoffnung der Heuchler wird verloren sein. (Hiob 11,20; Hiob 18,14; Spr. 10,28) 14Denn seine Zuversicht vergeht, und seine Hoffnung ist eine Spinnwebe. 15Er verlässt sich auf sein Haus, und wird doch nicht bestehen; er wird sich daran halten, aber doch nicht stehenbleiben. 16Er steht voll Saft im Sonnenschein, und seine Reiser wachsen hervor in seinem Garten. 17Seine Saat steht dick bei den Quellen und sein Haus auf Steinen. 18Wenn er ihn aber verschlingt von seiner Stätte, wird sie sich gegen ihn stellen, als kennte sie ihn nicht. 19Siehe, das ist die Freude seines Wesens; und aus dem Staube werden andere wachsen.“

20Darum siehe, dass Gott nicht verwirft die Frommen und erhält nicht die Hand der Boshaften, 21bis dass dein Mund voll Lachens werde und deine Lippen voll Jauchzens. (Ps. 126,2) 22Die dich aber hassen, werden zu Schanden werden, und der Gottlosen Hütte wird nicht bestehen.

Hiob 9

Hiobs erste Antwort an Bildad.

1Hiob antwortete und sprach:

2Ja, ich weiß gar wohl, dass es also ist und dass ein Mensch nicht recht behalten mag gegen Gott. (Hiob 25,4) 3Hat er Lust, mit ihm zu hadern, so kann er ihm auf tausend nicht eins antworten. (Ps. 19,13) 4Er ist weise und mächtig; wem ist's je gelungen, der sich wider ihn gelegt hat?

5Er versetzt Berge, ehe sie es innewerden, die er in seinem Zorn umkehrt.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von Hiob 7, 10 bis Hiob 9, 5

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570