Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570

1. Samuel 20

10David aber sprach: Wer will mir's ansagen, so dir dein Vater etwas Hartes antwortet? 11Jonathan sprach zu David: Komm, lass uns hinaus aufs Feld gehen! Und gingen beide hinaus aufs Feld.

12Und Jonathan sprach zu David: HErr, Gott Israels, wenn ich erforsche an meinem Vater morgen und am dritten Tag, dass es wohl steht mit David, und nicht hinsende zu dir und es vor deinen Ohren offenbare, 13so tue der HErr dem Jonathan dies und jenes. Wenn aber das Böse meinem Vater gefällt wider dich, so will ich's auch vor deinen Ohren offenbaren und dich ziehen lassen, dass du mit Frieden weggehest. Und der HErr sei mit dir, wie er mit meinem Vater gewesen ist. 14Tue ich's nicht, so tue keine Barmherzigkeit des HErrn an mir, solange ich lebe, auch nicht, wenn ich sterbe. 15Und wenn der HErr die Feinde Davids ausrotten wird, einen jeglichen aus dem Lande, so reiße du deine Barmherzigkeit nicht von meinem Hause ewiglich. 16Also machte Jonathan einen Bund mit dem Hause Davids und sprach: Der HErr fordere es von der Hand der Feinde Davids. 17Und Jonathan fuhr fort und schwur David, so lieb hatte er ihn; denn er hatte ihn so lieb wie seine Seele. (1.Sam. 18,3)

18Und Jonathan sprach zu ihm: Morgen ist der Neumond, so wird man nach dir fragen; denn man wird dich vermissen, wo du zu sitzen pflegst. 19Des dritten Tages aber komm bald hernieder und gehe an einen Ort, da du dich verbergest am Werktage, und setze dich an den Stein Asel. 20So will ich zu seiner Seite drei Pfeile schießen, als ob ich nach dem Ziele schösse. 21Und siehe, ich will den Knaben senden: Gehe hin, suche die Pfeile! Werde ich zum Knaben sagen: Siehe, die Pfeile liegen hierwärts hinter dir, hole sie! so komm, denn es ist Friede und hat keine Gefahr, so wahr der HErr lebt. 22Sage ich aber zum Jüngling: Siehe, die Pfeile liegen dortwärts vor dir! so gehe hin, denn der HErr hat dich lassen gehen. 23Was aber du und ich miteinander geredet haben, da ist der HErr zwischen mir und dir ewiglich.

Sauls Zorn gegen Jonatan um Davids willen.

24David verbarg sich im Felde. Und da der Neumond kam, setzte sich der König zu Tische, zu essen. 25Da sich aber der König gesetzt hatte an seinen Ort, wie er gewohnt war, an der Wand, stand Jonathan auf; Abner aber setzte sich an die Seite Sauls. Und man vermisste David an seinem Ort. 26Und Saul redete des Tages nichts; denn er gedachte: Es ist ihm etwas widerfahren, dass er nicht rein ist. (3.Mose 15,1; 5.Mose 23,11)

27Des anderen Tages nach dem Neumond, da man David vermisste an seinem Ort, sprach Saul zu seinem Sohn Jonathan: Warum ist der Sohn Isais nicht zu Tisch gekommen, weder gestern noch heute? 28Jonathan antwortete Saul: Er bat mich sehr, dass er gen Bethlehem ginge, 29und sprach: Lass mich gehen; denn unser Geschlecht hat zu opfern in der Stadt, und mein Bruder hat mir's selbst geboten; habe ich nun Gnade vor deinen Augen gefunden, so will ich hinweg und meine Brüder sehen. Darum ist er nicht gekommen zu des Königs Tisch.

30Da ergrimmte der Zorn Sauls wider Jonathan, und er sprach zu ihm: Du ungehorsamer Bösewicht! ich weiß wohl, dass du den Sohn Isais auserkoren hast, dir und deiner Mutter, die dich geboren hat, zur Schande. 31Denn solange der Sohn Isais lebt auf Erden, wirst du, dazu auch dein Königreich, nicht bestehen. So sende nun hin und lass ihn herholen zu mir; denn er muss sterben. 32Jonathan antwortete seinem Vater Saul und sprach zu ihm: Warum soll er sterben? Was hat er getan? 33Da schoss Saul den Spieß nach ihm, dass er ihn spießte. Da merkte Jonathan, dass bei seinem Vater gänzlich beschlossen war, David zu töten, (1.Sam. 18,11) 34und stand auf vom Tisch mit grimmigem Zorn und aß des anderen Tages nach dem Neumond kein Brot; denn er war bekümmert um David, dass ihn sein Vater also verdammte.

Davids Abschied von Jonatan.

35Des Morgens ging Jonathan hinaus aufs Feld, dahin er David bestimmt hatte, und ein kleiner Knabe mit ihm; 36und sprach zu dem Knaben: Lauf und suche mir die Pfeile, die ich schieße! Da aber der Knabe lief, schoss er einen Pfeil über ihn hin. 37Und als der Knabe kam an den Ort, dahin Jonathan den Pfeil geschossen hatte, rief ihm Jonathan nach und sprach: Der Pfeil liegt dortwärts vor dir. 38Und rief abermals ihm nach: Rasch! eile, und stehe nicht still! Da las der Knabe Jonathans die Pfeile auf und brachte sie zu seinem Herrn.

Text der Luther-Übersetzung (1912) von 1. Samuel 20, 10 bis 1. Samuel 20, 38

Biblia (Band 1) Das ist: Die ganze Heylige Schrifft, Teutsch. D. Mart.Luth. Sampt einem Register / Summarien über alle Capitel / und schönen Figuren

Gedruckt in Frankfurt am Mayn bei Georg Rab für W. Han (Erben) und Sigmund Feyerabend, 1570